Der Weg zur Nachhaltigkeit

Hersteller suchen nach Wegen, um Elektroantriebe für Lkw wirtschaftlicher zu machen, während Unternehmen nach bereits vorhandenen Lösungen Ausschau halten. Biodiesel aus hydriertem Pflanzenöl (HVO) ist eine dieser Lösungen - ein umweltfreundlicher Kraftstoff, der aus erneuerbaren Quellen stammt.
Heute ist er eine der "grünsten" Kraftstoffalternativen für Dieselfahrzeuge. HVO wird ausschließlich aus Lebensmittelabfällen oder gebrauchten Materialien - z. B. Obstabfällen oder verbranntem Öl - hergestellt.
Mit Biodiesel betriebene Autos stoßen im Vergleich zu fossilem Diesel bis zu 90 Prozent weniger CO2 - 30 Prozent weniger Feinstaub und 9 Prozent weniger NOx aus. Immer mehr Fahrzeughersteller - von Scania oder Volvo Trucks bis hin zu Audi - erklären, dass ihre Pkw-Dieselmotoren für den Einsatz von Biodiesel oder verschiedenen Biodieselmischungen geeignet sind.
Besserer Zugang zu HVO-Biodiesel
Vertreter der Transport- und Fertigungsindustrien glauben, dass reiner Biodiesel dazu beitragen kann, die Ziele der Europäischen Union zur Reduzierung von Verschmutzung und zur schnelleren Nutzung umweltfreundlicher Energiequellen zu erreichen.
Die HVO-Produktionstechnologie ist bereits seit vielen Jahren bekannt. Als Pionier in diesem Bereich gilt das finnische Unternehmen Neste, das seinen Biodiesel in Ländern wie Litauen, Lettland, Finnland und Schweden vermarktete. Heute haben auch große westeuropäische Konzerne wie Total und Eni diese Technologie übernommen. Die polnischen Tankstellenketten "Lotos" und "Orlen", die HVO erfolgreich auf dem polnischen Markt eingeführt haben, bestätigen, dass dieser Kraftstoff mindestens dieselbe Qualität wie fossiler Diesel hat, teilweise sogar darüber hinausgeht.
Ob sich der grüne Kraftstoff auf dem Markt durchsetzen wird, hängt nicht nur von seinem Preis und seiner Zusammensetzung ab, sondern auch von der Verfügbarkeit. So wird beispielsweise HVO-Biodiesel den Tankkarteninhabern von DKV Mobility angeboten.
„Wir haben bereits vor zwei Jahren damit begonnen, HVO für Transportunternehmen anzubieten. Heute wird der Kraftstoff immer beliebter", sagt Artūras Michejenko, Country Manager bei DKV Mobility.
HVO-Biodiesel kann als reiner Kraftstoff (HVO100) oder als Beimischung zu herkömmlichem fossilem Diesel in verschiedenen Anteilen verkauft werden, z. B. 30 Prozent (HVO30) oder 50 Prozent (HVO50). Mit reinem HVO-Diesel lassen sich die CO2-Emissionen eines damit betriebenen Fahrzeugs um etwa 90 Prozent reduzieren.
HVO (darunter auch HVO100) ist kompatibel mit den meisten heutigen Dieselmotoren und benötigt keinerlei Modifikationen. Deswegen fördern namhafte Lkw-Hersteller seine Nutzung. DAF hat vor Kurzem mitgeteilt, dass seine sämtlichen Modelle für den Einsatz von HVO-Treibstoff geeignet sind, während Scania, MAN, Volvo Trucks, Mercedes, Renault und Iveco schon seit einigen Jahren diese Möglichkeit bieten.
Preis ist nicht mehr der einzige Faktor
Experten sind sich einig, dass der höhere Preis als fossiler Diesel ein begrenzender Faktor für die Nutzung von Biodiesel ist. Allerdings wird der Preis nicht mehr der alleinige Bestimmungsfaktor für die Kraftstoffnachfrage sein.
Die Statistiken von DKV Mobility zeigen, dass in Ländern wie den Niederlanden oder Belgien trotz der günstigeren Preise für herkömmlichen Diesel weiterhin ein starkes Interesse an HVO besteht.
Die EU-Gesetzgebung "Fit für 55" fordert von Unternehmen eine schnelle Reduzierung ihrer Treibhausgasemissionen. Damit sollen bis Ende dieses Jahrzehnts in den europäischen Ländern deutliche Fortschritte erzielt werden und die Treibhausgasemissionen um wenigstens 55 Prozent im Vergleich zu den Werten der 1990er Jahre zu reduzieren.
Die Gesamtaufwendungen für Unternehmen, die den Emissionsauflagen der EU nicht entsprechen, führen dazu, dass saubere Energiequellen zunehmend bevorzugt werden. Zudem sind es nicht allein die Transportfirmen, die ökologische Normen berücksichtigen müssen – Produktionsbetriebe jeglicher Art sind gefordert, ihren Einsatz erneuerbarer Energien während des Produktionsprozesses auszuweisen.
"In einigen Fällen bekommen Transportunternehmen von ihren Auftraggebern eine Kompensation für den Gebrauch von Biodiesel anstelle von herkömmlichem Diesel. Oft ist es nämlich einfacher für diese Unternehmen, in nachhaltige Treibstoffe ihrer Zulieferer zu investieren, als die eigene Produktionskette umzustellen", erklärt Michejenko.
Gesellschaftliche Verantwortung
Der Güter- und Personenverkehr stößt ein Fünftel der weltweiten Treibhausgase aus. Drei Viertel davon kommen aus dem Straßenverkehr. Gemäß der im Juli 2021 aktualisierten Richtlinie für erneuerbare Energien der Europäischen Kommission soll der Anteil von Biokraftstoffen am Gesamtenergieverbrauch im Verkehrssektor bis zu 7 Prozent betragen.
Im Rahmen der Klimaschutzverpflichtungen sollten die Emissionen im Verkehrssektor innerhalb von zehn Jahren um 20 % reduziert werden. Alternative Treibstoffe wie HVO-Biodiesel könnten diese Entwicklung vorantreiben. Die Frage ist nur, wie schnell sie sich verbreiten werden. DKV Mobility verfügt bereits über ein Netz von etwa 20 000 Tankstellen, die alternative Kraftstoffe anbieten.
Das vom litauischen Parlament verabschiedete Gesetz über alternative Kraftstoffe sieht vor, dass der Anteil von Kraftstoffen aus erneuerbaren Energiequellen am Energiewert von Benzin und Diesel auf dem Inlandsmarkt schrittweise steigen muss. Bis 2030 muss der Anteil 16,8 Prozent ausmachen.